ja, sie ist es wirklich
So schlimm war es nun noch nicht oder vielleicht doch? Mit meinen knapp 130 kg konnte ich nur noch um die 100m gehen, bevor mich Luftnot und Schmerzen anhalten ließen. Es war kein Leben mehr. Ich besorgte mir einen Termin im Adipositaszentrum zur Erstberatung, aber da mein BMI über 50 lag, erhielt ich sofort einen OP-Termin ohne das übliche Procedere von Ernährungsberatung, Psychologischer Beratung usw. Innerhalb von 4 Wochen kam die Operation, viel zu schnell und ohne mich wirklich auf das einstellen zu können, was mir bevorstand. Aber darüber werde ich später noch mehr berichten.
In den ersten Monaten erlebt man tatsächlich seine honeymoon-Phase. Die Kilos purzeln und purzeln, vieles wird wieder möglich, was man schon für sich abgehakt hatte. Da nimmt man gern die kleinen Wehwehchen in Kauf, Unverträglichkeiten, Sodbrennen, Erbrechen.
Ich werde euch nach und nach erzählen, wie tiefgreifend die Veränderung durch solch eine Operation ist, nicht nur äußerlich.
Es gab zum Beispiel eine Phase, in der ich mich selbst für diese OP verflucht habe. Denn aus dem in sich ruhenden, ewig häkelnden Mäuschen war ein Unruhegeist geworden, der unzufrieden hin und her hastet, um seine Unzufriedenheit nicht spüren zu müssen.
Unterdessen bin ich mit der OP versöhnt, obwohl ich bis zum heutigen Tag keinen Weg gefunden habe, mein Gewicht zu halten mit der empfohlenen Ernährungsweise. Ich kann kaum die weitere Abnahme stoppen.
Die Erfahrungen mit solch einer Operation sind sehr unterschiedlich, es gibt Patienten, bei denen alles super läuft, manche haben so viele Beschwerden, dass später ein Umbau zum Bypass notwendig wird, andere nehmen bereits nach einem Jahr wieder zu.
Ich wiege unterdessen knapp 50 kg. Körperlich fit wie vor 20 Jahren. Und ich kann mir endlich die Kleidung kaufen, die es nie in meinen Zirkuszeltgrößen gegeben hat. Bin ich zufrieden damit? Den Bezug zum Essen habe ich verloren, wie groß soll eine Portion sein? Stell dir vor, du hast dein Leben lang gern gegessen. Jetzt ist es so, dass du nach drei Esslöffeln satt bist oder nach 150 ml Suppe. Essen, um zu Überleben, aber nicht mehr als Genuss. Das vermisse ich sehr.
Nach und nach werde ich Beiträge schreiben, wie mein Weg verlief, wie einsam ich oft dabei war und wie vergeblich ich mitunter nach Hilfe gesucht habe.
Ich habe nun einen neuen Ausweis beantragt. Im Einwohnermeldeamt wurde mir gesagt, dass ich nicht mehr über den Ausweis identifiziert werden kann. Wenn sie nur wüsste, wie Recht sie damit hat und das diese Aussage nicht nur mein Aussehen betrifft.
Aber dazu mehr in einem anderen Beitrag....
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